Nun endlich sind alle wichtigen Arbeiten im Trockendock erledigt und das Boot hat die Ausstattung, wie ich sie mir wünschte, um vollkommen autark unterwegs zu sein. So kann ich unabhängig reisen und dort verweilen, wo es schön ist. Wichtig war mir vor allem der Sonnenschutz. So kann es losgehen und am 07.05.2025 geht das Boot wieder ins Wasser. Ich möchte die wunderbare Küste der Algarve im Süden Portugals kennen lernen.

Bevor es aber richtig los geht, muss ich noch auf ein Paket warten. Da ich recht häufig ankern möchte und das Hochziehen des 15 kg schweren Ankers sehr anstrengen kann, besonders wenn er sich tief im Boden eingegraben hat, habe ich mir eine elektrische Ankerwinde gegönnt. Die hatte ich in Deutschland günstig gebraucht bekommen und sie in das Paket gepackt, auf das ich noch warte.

Am nächsten Tag ist das Paket angekommen und die Ankerwinde ist an ihrem Platz.

Am 09.05.25 geht es endlich los und ich freue mich auf die neue Reise. Mein erstes Ziel soll Albufeira werden, dann wahrscheinlich Lagos und Sagres, die Südwestlichste Ecke Portugals und auch Europas. Vielleicht lässt es das Wetter zu, dann auch die Westküste bis hoch nach Lissabon zu segeln, denn Lissabon und Sintra sind zwei Orte, die ich sehr gerne sehen und erkunden möchte. Die bisherigen Wettervorhersagen, machen mir jedoch keine großen Hoffnungen bis Lissabon zu segeln, denn der Wind bläst an der Westküste recht kräftig mit bis 7 Bft aus Nordwest und dagegen anzukreuzen ist sicherlich nicht so angenehm. Mal sehen, wie sich das Wetter noch entwickelt. Jetzt geht es aber erst mal raus aus dem Canal de Faro und bei herrlichen Wetter raus auf dem Atlantik, entlang der Costa de Algarve der Sonne hinterher.

Nach den ersten paar Seemeilen, merke ich, dass der Autopilot etwas Probleme macht und so entschließe ich mich die Marina Vilamoura anzulaufen, um das Problem zu beheben, denn beim „Einhandsegeln“ ist ein reibungslos funktionierender Autopilot verdammt wichtig. Wer übernimmt sonst das Steuer, wenn man sich was zu Essen machen möchte oder mal auf die Toilette muss. Der Autopilot ist schon eine sehr komfortable Sache und macht eine Reise auf dem Meer um vieles entspannter.

Noch am gleichen Tag ist der Fehler behoben und ich kann am nächsten Tag die Reise fortsetzen. Neben den trainierenden Kindern in ihren Optis fahren wir aus dem Hafenbecken raus auf dem Atlantic.
Da ich ja nun schon ein Stück weiter Richtung Westen bin, entschließe ich mich an Albufeira vorbei gleich bis Portimao zu segeln. Dieser Küstenabschnitt der Algarve ist berühmt für seine Steilküste mit ihren Höhlen und den traumhaften kleinen Stränden in malerischen Buchten.

Praia da Malhada do Baraço

Praia de Benagil

Carvoeiro

Die wie in den Fels gemalte Praia Carvoeiro


An der Mündung des Rio Arade drohnt stolz das Castelo de s. João do Arade

Nach den malerischen Küsten von Armçāo de Pêra, Carvoeiro und den Höhlen von Benagil laufe ich am späten Nachmittag in den Rio Arade zwischen Portimao und dem verträumten Ferragudo ein und lasse den Anker fallen, denn diesen Küstenstreifen möchte ich mir von der Nähe ansehen.

Bei diesem Ankerplatz spüre ich die Freude und den Genuss auf eigenen Kiel unterwegs zu sein und dort zu bleiben wo es schön ist und das alles ohne Zeitdruck bald wieder nach Hause zu müssen.

Ein Traum, der nun wahr geworden ist!

😎⚓️⛵️
Am Abend gönne ich mir dann eine köstliche (wenn auch sehr teure) frische Seezunge vom Grill in einer Hafenkneipe direkt an der Mole von Ferragudo.

In Vorfreude auf das, was noch kommen wird, lasse ich den Tag mit den mal wieder wunderbaren Sonnenuntergang ausklingen.

Am Westufer des Rio Arade liegt die für Touristen aufgehübschte mondäne Stadt Portimão mit ihren Promenaden und chicen Hafen. Es ist eine gesichtslose Hafenstadt leider ohne jeden Charme…

… und genau gegenüber am östlichen Ufer das verträumte ehemalige Fischerdörfchen Ferragudo mit seinen meist weiß getünchten Häuschen und schmalen Gässchen, die mit einer bunten Blütenbracht beeindrucken. Die Altstadt mit dem Hauptplatz, den Praça D. Leonor, von wo aus steile Gassen zur Kirche Igreja de Nossa Senhora da Conceição führen und wenn oben angekommen einen atemberaubenden Blick auf den Fluss Arade, Praia da Rocha und Portimão bietet. Von dort geht es auch weiter auf einen herrlichen Wanderweg, der entlang der Steilküste mit sagenhaften Ausblicken auf dem Atlantik und verträumten Buchten führt.

Auch wenn es Anfang Mai schon sommerlich heiß ist, lohnt sich die Wanderung entlang der Steilküste auf jeden Fall. Eine Flasche Wasser sollte man nicht vergessen. Der Lohn für den langen Weg sind dann diese wunderbaren Eindrücke.

Auch dieser Traum eines jeden Althippies war auf einem Parklatz unweit des Strandes zu bewundern.

Oder Baywatch Typen, wie aus den 80ern 😎


Am nächsten Tag (12.05.25) mache ich mein Dingi klar, denn ich möchte mir die Klippen vom Wasser aus ansehen. Bei fast Windstille und sehr ruhiger See geht es hinaus auf dem Ozean.

Erst vom Wasser aus erkennt man die gigantischen Ausspülungen im gelben Kalksandstein der Klippen.
Deutlich sind die Verwitterungsschichten der Vergangenheit, die bis zur Miozän-Ära reichen.

Die Kraft des Wassers sollte auch ich bald selbst spüren als ich in dieser harmlos aussehenden Bucht mit dem Schlauchboot anlegen wollte.

Mit steigender Flut wurden auch die Wellen größer und unverhofft erwischte mich von hinten eine Brandungswelle, die mich mit einer „Eskimorolle“ zwischen die Klippen spülte. Im ersten Moment wusste ich noch garnicht was geschehen war, bis ich mich unter dem gekenterten Schlauchboot hervor schälte. Ich konnte es gar nicht glauben, wie schnell so was geschehen konnte. Schnell begriff ich aber die Lage und fischte meinem Rucksack mit meiner Drohne, Handy usw. aus dem Wasser und sicherte alles auf einen höheren Felsen. Dann entfernte ich auch schnell den Außenbordmotor, der permanent von den anrollenden Wellen überspült wurde und brachte ihn in eine geschützte Spalte zwischen den Klippen. Der Druck der eingesetzten Flut und die immer stärker werdenden Wellen, machten es mir unmöglich das Boot wieder zurück in Wasser zu bringen. Da auch keines der vorbei fahrenden Touristenboote auf meine Hilfesignale reagierte, entschloss ich mich alles zurück zu lassen, den Felsen hoch zu klettern und komplett nass zu Fuß zurück zu marschieren. 🥴

Ich hatte das Schlauchboot so weit wie möglich zwischen den Klippen gezogen, um es dort einigermaßen zu verkeilen und zu sichern, in der Hoffnung, dass es nicht weggespült oder beschädigt wird.

Am nächsten Tag machte ich mich wieder trocken auf dem Weg zu dieser Stelle und hoffte, dass nichts verschwunden ist und der Schaden nicht all zu große sein wird. Ich musste unbedingt vormittag, bevor wieder die Flut einsetzt dort sein, um eine Chance zu haben das Boot wieder weg von den Klippen zu bekommen.


Als ich ankam, war der Anblick nicht gerade erfreulich, das Dingi war nun ein Sandkasten und einiges, wie die Ruderhalter waren abgerissen aber zum Glück war scheinbar die Hülle bzw. der Schlauch noch dicht. Also schnappte ich ein Paddel und begann den Sand heraus zu „schaufeln“. Ich musste mich beeilen, denn gegen 13 Uhr begann wieder die Flut und somit auch die Wellen und der Wasserdruck. Nach und nach konnte ich das Boot aus den Felsspalten befreien und mit viel Energieaufwand in Richtung Wasser ziehen.

Als mir dann noch ein sehr hilfsbereiter und freundlicher junger Mann zur Hilfe kam, schafften wir es wirklich gemeinsam das Boot trotz einsetzender Flut von den Klippen weg in das Meer zu schieben. Als ich dann genug Abstand von den Felsen hatte, versuchte ich den Motor zu starten und wie durch ein Wunder sprang er tatsächlich an. Ich war unglaublich happy, denn damit hatte ich echt nicht gerechnet. Ohne Motor wären die Chancen bis zurück zu meinem Ankerplatz zu kommen, wohl eher gering gewesen. So hatte ich mal wieder Glück im Unglück und war um eine Erfahrung reicher, denn das Meer ist, auch wenn es friedlich und harmlos scheint, viel mächtiger als der Mensch und nicht immer berechenbar!

Bei diesem Anblick des schönen Strandes durchzuckte mich kurz der Gedanke dort mal anzulegen aber so schnell der Gedanke kam, verdrängte ich ihn wieder, denn noch mal von einer Welle überrascht und ans Ufer geworfen zu werden und dann noch unter Publikum, wäre doch sehr dämlich gewesen.

Vielleicht war dieser Schoner früher mal ein Piratenschiff, denn dieser Schiffstyp wurde gerne von Piraten wegen seiner Größe und Schnelligkeit benutzt. Schade, dass er nicht unter vollen Tuch unterwegs ist.


Mit überschaubaren Schaden, war ich dann gegen 13.00 Uhr zurück an meinem Ankerplatz und konnte mich um alles weitere notwendige kümmern.

Bevor es morgen weiter Richtung Westen nach Sagres geht, bleibt noch etwas Zeit entspannt die Altstadt von Ferragudo zu durchstreifen.

Der alte Fischerhafen von Ferragudo mit kleinen Restaurants, die frisch gefangenen Fisch sofort auf dem Grill zubereiten.
Blick auf den zentralen Platz von Ferragudo, von wo zahlreiche Gässchen zu feinen Restaurants mit typisch portugiesischer Küche führen.

Am 16.05. wird gegen Mittag der Anker gehoben und ich setze Kurs auf Sagres.

Auf dem Meer unterwegs und die richtige Musik, macht einfach happy. 😎⛵️🤙

Kurz vor 20 Uhr liegt Sagres, die südwestlichste Landmarke Europas voraus und ich segle der untergehenden Sonne hinterher.

Gegen 21 Uhr mache an einer Boje im kleinen Fischerhafen von Sagres fest und lasse den Abend ruhig ausklingen.


17.05.2025, während um 7 Uhr noch die Sonne aus dem Wasser steigt gibt es kurz vor 8 Uhr etwas verträumt und mit noch Morgentau auf der Sprayhood Frühstück und danach geht es wieder mal bei herrlichsten Wetter und strahlend blauer Himmel auf Erkundungstour.

Los geht es gleich steil nach oben zur ehemaligen Walfangfestung (Baleeira Fort), von wo man einen wunderschönen Blick auf den kleinen Fischerhafen bekommt. Hinter der linken Steganlage kann ich auch meine SERINA sehen. Segelboote sind hier eher selten, da es keinen chicen Yachthafen gibt und Sagres kein Ort für Pauschaltouristen aber mit Sicherheit einer für Individualisten ist. Man kann hier wirklich glauben, man steht am Ende der Welt, denn nach 3 Seiten ist nur die unendliche Weite des Atlantiks zu sehen. Das karge Plateau ist nur spärlich meist mit Ginster- und Wacholderbüschen bewachsen, da hier fast das ganze Jahr ein kräftiger Wind bläst.

Weiter geht es in den überschaubaren Ort, in dem es weit mehr Surfschulen als Frisöre gibt, denn die portugiesische Westküste ist ein Weltbekannter Hotspot für die internationale Surfergemeinde. Stetige Winde und meterhohe Wellen sind hier garantiert, bis zum ehemaligen Wachturm Ponta da Atalaia auf einer Landzungen ca 30 m über dem Meer

Quelle: Google Maps
Von der alten Walfangstation sind nur noch diese Reste und die Grundmauern zu sehen.

Die Landzunge dahinten werde ich morgen besuchen, den dort ist das Fortaleza de Sagres,

Der Prainha das Poças, den ich mir morgen von unten ansehen möchte.

Architektonische Highlights gibt es nur sehr wenige in Sagres aber dafür an jeder Ecke einen Surfshop. 🏄‍♂️

Sagres ist ganz anders als die anderen bekannten Orte an der Algarve. Schlicht ohne Schnickschnack aber mit hohen Spaßfaktor auf dem Wasser. 🏄🏿 ⛵️

18.05.25, heute möchte ich mir den Prainha das Poças (Pochen Strand) und das Fortaleza de Sagres ansehen. So setze ich ganz entspannt Mittags mit meinem Dingi und dem kleinen schon etwas betagten Klapprad an Land. Dieses Fahrrad hat mich bisher auf allen meinen Törns ob Ostsee, im Mittelmeer und nun am Atlantik begleitet und so konnte ich viel mehr sehen, ohne mir Blasen an den Füßen zu holen.

Die Strände sind einfach traumhaft schön und fern von jeglichen Massentourismus.

Die haben sicher schon ausgedient

Weiter geht es zur Festung von Sagres

Diese Festung aus dem 16. Jahrhundert in der Zeit von Prinz Heinrich erbaut, liegt auf exponierter Stelle und war vom Meer aus uneinnehmbar. Es gibt nur eine einzige massive Mauer zur Landzunge gewandt. Daran scheiterte wohl auch der britische Freibeuter Sir Francis Drake 1587.

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