Unterwegs war es wegen der meist fehlenden Internetverbindung leider nicht möglich die Seite tagesaktuell zu halten. So gibt es nun einen Rückblick über meiner erste Reise auf dem Mittelmeer mit meiner SY Serina.

Tag 1, 14.07.2022, die Anreise

Die Anreise nach Pisa war mit dem Zug, denn ich hatte viel Gebäck. Eine Zugfahrt nach Italien kann ich nur empfehlen, denn sie ist entspannt und führt durch wunderschöne Landschaften.

Die persönlichen Sachen waren im kleinen Rucksack vorn. Die beiden großen Taschen waren voll mit Werkzeug, Radaranlage, Forwardscan, Klimpingset und noch viel Kleinkram für die Ausrüstung.

Tag 2 und 3, endlich an Bord

Glücklich endlich an Bord zu sein, ging es am nächsten Tag ausgeschlafen, trotz einer „Affenhitze“, an die Arbeit.
Netzwerk erweitern und einrichten, kleine Fehler in der Elektrik und am Autopiloten beheben und ganz wichtig die neue Radarantenne Halo20+ von B&G in ca. 6 m Höhe am Mast installieren.

Tag 4

Am 16.07.22 verlasse ich um 14 Uhr den idyllischen Liegeplatz bei „Servizi Nautici“ auf dem Arno kurz nach Pisa und ich fahre unter Motor ca. 1 nm hinaus auf das Meer. Dort suche ich mir einen Ankerplatz zum Übernachten, um morgen früh nach Villefranche sur Mer bei Nizza zu segeln. Es wird mein erster Törn einhand und auch die Nacht durch übers Mittelmeer und ich freue mich riesig auf das beginnende Abenteuer.

Bei schwachen Wind aus Ost lasse ich den Anker bei 43°41N 10°15`N fallen und genieße den restlichen Tag nun endlich auf dem Meer aber noch mit Sicht auf den Hafen von Pisa und mit einem leckeren Essen aus der Bordküche.

Tag 5, 17.07.22

Der Anker ist eingeholt, die Segel sind gesetzt und die „Serina“ wird mit achterlichen Wind in Richtung Westen geschoben. Noch ein letzter Blick zurück zur aufgehenden Sonne über Italien und vor mir das Meer.

Frühstück mit Cornflakes und kalter Milch, was ich vorher immer mit Skepsis betrachtet hatte, wenn sich das mein Kinder rein gezogen hatten, denn ich konnte mir nicht vorstellen, dass man davon satt wird. Nun bin ich begeistert, denn es ist ideal bei dieser Hitze und auf dem schaukelnden Boot.

Nach ca. 4 h Fahrt war der Wind komplett eingeschlafen und so duckel ich mit Motor gen Westen dem Sonnenuntergang hinterher. Das wird meine erste Nacht auf dem Meer und das alleine.

Um alle 20 min Ausschau nach anderen Schiffen oder sonstigen Meerungeheuern zu halten, habe ich es mir an Deck auf dem Vorschiff mit einer dünnen Matratze gemütlich gemacht, den Timer auf je 20 min gestellt und die Nacht kann kommen.

Bis der Mond langsam gegen Mitternacht hoch kam, war es stockdunkel und auch etwas beklemmend. So wirklich gar nichts zu sehen, war schon komisch. Im Vertrauen auf meine Instrumente (AIS und Autopilot) war es aber wieder beruhigend und ich dacht dabei an die Seefahrer von früher, die mit ungenauen Karten, Sextanten, einen Mann im Ausguck auf dem Mast und Handlot unterwegs waren. Da kann ich nur sagen Hut ab und alle Achtung.

Gegen 5 Uhr wurde es langsam hell bis im Osten die Sonne aus dem Meer stieg.

Tag 6, der 18.07.22

Eine Nacht mit einem 20 minütigen Schlafrhythmus hatte ich mir schlimmer vorgestellt. Ich war entspannt und natürlich glücklich auf eigenen Kiel durchs Mittelmeer zu ziehen.

Jetzt war auch schon wieder Land in Sicht. Am Frühen Morgen noch Italien, dann Monaco und Frankreich.

Der Schiffsverkehr nahm zu. Es kreuzten Fähren und Yachten der schönen und reichen.
Für mich wurde es Zeit die Gastflagge zu wechseln, denn Nizza lag voraus. In der schönen Bucht von Villefranche, werde ich auf Thomas warten, denn wir wollen dann von da gemeinsam nach Mallorca segeln.

Nach ca. 130 Seemeilen und ca. 29 h auf See mache ich am 18.07.2022 gegen 15.30 Uhr in der Bucht von Villefranche sur mer an einer Boje fest. Hier werde ich auf Thomas warten und mir morgen erstmal das idyllische Städtchen ansehen. Jetzt werde ich erstmal „runter fahren“, das Dingi klar machen und dann das wohl verdiente Anlegerbier. ?

Tag 7, der 19.07.22

19.07.22, 8.52 Uhr, ausgeschlafen gibt es jetzt erstmal Frühstück und dabei wird schon der nächste Schlag nach Mallorca geplant.

Jetzt geht es erstmal an Land, die Füße vertreten und Touri spielen.

Versteckt in einer Gasse fand ich in einer kleinen Galerie diese herrlichen Bilder, die mich sofort begeisterten. Was gibt es schöneres als mit einem Segelboot zu reisen und die Welt zu entdecken.

Ist das Glas sauer, weil es leer ist oder gönnte es mir mein leckeres Essen nicht?

Der Abend senkt sich langsam über diese Idylle und ich begebe mich auch wieder runter zum Stadthafen, denn Thomas ist eingetroffen und wir wollen uns dort treffen. Dann noch ein Absackerbier aus der Dose und zurück an Bord, denn morgen geht es nach Mallorca.

Tag 8, der 20.07.22

Wir laufen aus, Kurs Süd, Mallorca

Die gigantische Weite, nichts als filigrane Ruhe auf diesem herrlichen Meer

Die erste Nacht kommt und wir haben uns auf jeweils 3 Stunden schlafen und wachen im Wechsel geeinigt.

Tag 9, der 21.07.22

Die Nacht liegt hinter uns und ringsum nur Wasser. Thomas schläft jetzt und ich genieße den Tag. ?⛵️

Die letzte Nacht am 24.07.22 geht zu Ende

24.07.22 Ankunft in der Bucht von Sóller/ Mallorca

Hier liegen wir vor Anker und für Thomas endet die Reise hier.

Thomas hatte sich für den nächsten Morgen kurz vor 5 Uhr ein Taxi bestellt, um zum Flughafen nach Palma zu fahren. Er hatte etwas verschlafen und war völlig verpeilt und so brachte ich ihm mit dem Dingi zur Mole, wo das Taxi zum Glück noch wartete. Ich wollte dann gleich anschließend auslaufen und nach Ibiza weiter segeln. Zurück an Bord fand ich mein Handy nicht mehr und begriff, dass es Thomas in der morgendlichen Hektik eingepackt hatte. Jetzt fing ich an, mehr als nur nervös zu werden, denn ohne Handy wurde es für mich fast unmöglich später einen Rückflug zu buchen oder mit jemanden zu kommunizieren. Zum Glück hatte ich noch mein iPad und konnte damit das GPS-Signal meines Handy über „mein iPhone suchen“ auf der Karte orten und verfolgen und musste zusehen, wie es sich im Taxi mit Thomas in Richtung Palma bewegte. Mit gefühlt hunderten Pings (Signaltönen) an mein Handy, versuchte ich Thomas auf mein Handy in seiner Tasche aufmerksam zu machen. Ich konnte nur verzweifelt mit ansehen, wie sich das GPS-Signal dann etwas später im Flughafen hin und her bewegte und ich verzweifelte immer mehr. Wahrscheinlich wird er nun gleich einchecken und dann ist mein Handy endgültig weg. Ich wollte vor Verzweiflung schreien, bis sich das Signal plötzlich wieder vom Flughafen weg in Richtung Sóller bewegte. In diesem Moment viel mir ein riesiger Stein vom Herzen. Ca. eine Stunde später stand Thomas wieder an der Mole und ich war überglücklich mein Handy wieder zurück zu bekommen. Bevor er ins Taxi stieg, um sich wieder auf den Weg zum Flughafen zu machen, merkte ich noch, das er auch noch meine Schuhe an hatte. So konnten wir diese auch noch austauschen und alles schien wieder in Butter und ich konnte nun fast 2 Stunden später den Anker heben und nach Ibiza auslaufen. Zurück an Bord, räumte ich noch etwas auf und dabei entdeckte ich in der Kajüte, wo Thomas schlief noch ein Handy. Ich dachte, ich drehe am Rad aber zum Glück war es nur das 2. Handy von Thomas, was er nicht dringend brauchte. So kehrte nun wieder Ruhe an Bord ein und ich konnte 6:40 Uhr den Anker heben und die Bucht von Sóller verlassen.

Bei kaum noch Wind und endlich wieder ohne Hektik und Stress unterwegs, gab es gegen 7:30 Uhr erstmal Frühstück. Da ich zu spät gestartet und der angesagte Wind nun ganz weg war, ging es nur langsam vorwärts und ich werde wohl erst am nächsten Morgen in Ibiza ankommen.

26.07.2022, 9:15 Uhr Ibiza voraus

Ich lege im Hafen von Sant Antoni Portmany an und möchte etwas von dieser legendären Insel sehen.

Leider ist von der einstigen Hippieinsel nicht mehr viel erkennbar, außer Nippes und Kommerz für die Touris. Etwas enttäuscht kehre ich zu meinem Boot zurück und am Abend gibt es noch das Anlegerbier.

27.07.2022, 6:30 Uhr, weiter Richtung spanisches Festland, Alicante

Mal wieder eine Nacht durchgesegelt und vor mir liegt Alicante

28.07.2022, 6:30 Uhr ich erreiche Alicante

Hier spürt man schnell, dass Spanien eine sehr alte Seefahrertradition hat!

… und am Nachmittag geht es gleich weiter nach Torrevieja

Torrevieja

Hier mache ich mal einen Tag Pause, etwas die Beine vertreten und Proviant kaufen

Die bekannte Rosa Lagune (Salzseen mit den roten Krebschen, die das Gefieder der Flamingos rosa färben). Obwohl hier baden verboten ist, kommen doch einige, um sich in der Salzbrühe treiben zu lassen, ohne unterzugehen. Der Salzgehalt ist hier höher als im Toten Meer und man schwimmt wie eine Fettblase auf der Oberfläche.

30.07.2022, 8 Uhr starte ich die vorerst letzte Etappe dieser Reise

In Alicante ist zwar der nächste Flughafen und ich habe von da auch schon den Rückflug gebucht aber ich möchte noch ein Stück weiter, weil hier zu viele Touristen, die Häfen recht teuer und überall sind gleich daneben nervige Rummelplätze. Also weiter bis Cartagena und ich lasse mich überraschen, wie es dort sein wird.

Am 30.07.2022, 17 Uhr komme ich in Cartagena an und werde dort sehr freundlich empfangen. Als ich gerade angelegt hatte, spricht mich ein Österreicher an und wir werden uns dann später bei ein paar Bierchen besser kennen lerne. Mit Horst und seiner Frau Inge hat sich gleich eine starke Sympathie gezeigt und der Kontakt besteht bis heute noch. Aber jetzt erst mal hier ankommen, einklarieren, denn das Boot soll bis zum nächsten Frühjahr hier seinen Hafen haben. Bis dahin werde ich sicher noch ein paar mal her kommen und nun möchte ich erstmal das schöne traditionsreiche Städtchen erkunden, denn hier war Magellan verheiratet.

Das Denkmal zu Ehren Magellans im Hafen von Cartagena

Cartagena Ende der ersten Reise



Nun liegt meine SERINA in Cartagena in Südspanien und wartet auf den nächsten Besuch. Diese erste Reise einhand und über 700 Seemeilen, hat mir gezeigt, dass es ein guter Kauf war. Die Beneteau ist ein sicheres und dank Solar und Windgenerator ein autarkes Reiseboot. Die Zeit bis zum nächsten Frühjahr möchte ich nutzen, um die Sprayhood zu erneuern, den Vulcan 7 gegen einen Vulcan 9 Kartenplotter zu tauschen und natürlich auch zum segeln, denn hier ist das Klima mild und sehr angenehm. Die Erlebnisse dieser Reise lassen mich nun überlegen, meinen Plan das Boot nach Deutschland zu bringen, aufzugeben und im schönen Süden zu bleiben. Mal sehen wie es weiter gehen wird, im neu aufgeschlagenen Kapitel, dem Blauwassersegeln! ⛵️

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Ein Kommentar

  1. Sehr spannend, liebe Grüße aus der Heimat in Halle ? Astrid

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