Am 07.07.2023, also 4 Wochen später, lande ich kurz vor Mittag wieder in Jerez de la Frontera bei Cadiz und fahre mit dem Bus nach Barbate. Das neue Ziel ist nun Portugal. Dort suche ich mir einen Trockenstellplatz an Land, denn ich möchte das Unterwasserschiff bearbeiten, d.h. die gefühlt 1000 Schichten altes Antifouling müssen ab und ich hoffe, dass mich darunter keine bösen Überraschungen erwarten. Dann braucht das Boot auch mal wieder etwas Pflege und nach ca. 1500 Seemeilen, die ich bisher damit unterwegs war, weiß ich wo kleine Mängel sind und was ich verändern möchte.

Gegen 17 Uhr bin ich an meinem Boot im Hafen Puerto Deportivo de Barbate angekommen. Auf dem Weg von der Bushaltestelle zum Hafen, habe ich gleich noch etwas Proviant eingekauft, denn morgen soll es schon weiter gehen. Eigentlich wollte ich bis Cadiz segeln, denn Cadiz soll sehr schön sein und ich hatte vor, dort ein paar Tage zu bleiben aber als ich die Liegeplatzpreise aufgerufen hatte, wurde mir etwas schwarz vor Augen und ich entschloss Cadiz später mal zu besichtigen. 🥴 Von zu Hause hatte ich schon Lissabon und Faro angeschrieben und nach freien Stellplätzen gefragt. Von Lissabon hatte ich vom letzten Jahr ein Angebot mit sehr guten Preisen und auch das Angebot von Faro ist sehr gut.

Tag 1 auf See, 08.07.2023

Ausgeschlafen löse ich 13:40 Uhr die Leinen, lege ab, werfe nochmal einen flüchtigen Blick beim Vorbeifahren auf die von den Orcas beschädigten Boote, in der Hoffnung von diesen verschont zu bleiben.

Die kleinen roten Punkte zeigen die registrierten Orcaangriffe (Interaktionen) im Juli 2023 vor Barbate.

Da ich nun in einem Gebiet mit den meisten Orcainteraktionen unterwegs bin, dachte ich mir, es kann nicht schaden den Gott der Meerestiere meine freundliche Zuneigung zu zeigen und ihm milde zu stimmen. So zog ich meine orangenen Shorts mit den kleinen lustigen Haifischbildchen an. Mal sehen ob es hilft? 🤣

Immer recht dicht an der Küste entlang, schlich ich mich, in der Hoffnung von den Orcas nicht bemerkt zu werden, in Richtung Norden dem Sonnenuntergang folgend.

Kurz vor Rota fällt plötzlich der Autopilot aus und ich muss von Hand weiter steuern. Zum Glück sind es nur noch wenige Seemeilen bis Rota. Nachts bzw. schon früh um 3:30 Uhr laufe ich in Puerto Deportivo de Rota ein. Bevor es weiter geht, muss ich am Tag erstmal den Fehler suchen und hoffen, dass ich es reparieren kann.

09.07.2023, Zwangspause wegen Notreparatur und gleich mal tanken

Fehler gefunden, der Zahnriemen war gerissen. Da habe ich, nicht nur sprichwörtlich, den Riemen mit heißer Nadel und Sternzwirn aus alten DDR-Beständen zusammen geflickt. Mal sehen wie lange das hält.🥴
Anschließend wird noch getankt und weiter geht es kurz nach Mitternacht.

10.07.2023, Mitternacht um 0:20 Uhr, lange vor dem Sonnenaufgang lege ich ab, um bei Tageslicht in Faro Portugal anzukommen.

Gegen 5 Uhr wird es allmählich hell und fast 2 Stunden später steigt die Sonne langsam aus der Tiefe gen Himmel. Mittag gibt es noch ein Dosensüppchen aus der Heimat, was ich mir mal mit der Post geschickt hatte. Schmeckte garnicht mal so schlecht. 🤣

Eigentlich hatte ich Lissabon als Favorit für den Liegeplatz aber leider habe ich im diesen Jahr noch keine Antwort erhalten, ob dort ein Platz frei ist. Für Faro habe ich schon ein Bestätigung, dass dort ab dem 14.07. ein Platz für mich zu Verfügung steht. So werde ich unterwegs immer mal wieder per Mail nachfragen und auf eine Antwort aus Lissabon hoffen.

Um 18:30 Uhr erreiche ich den Canal de Olhão/Faro, die Einfahrt zur größten Lagune Europas. Hier mache ich die erste unmittelbaren Erfahrung mit Ebbe und Flut. Dabei entsteht in der Einfahrt zur Lagune, die wie eine Düse wirkt, eine wahnsinnige Strömung, wie in einem reißenden Fluß, was man auf dem offenen Meer gar nicht merkt.
Der Tag neigt sich schon wieder dem Ende und ich suche mir einen sicheren Ankerplatz mit genug Tiefe, um bei Ebbe nicht trocken zu fallen.

Dann gönne ich mir erstmal eine schöne kalte Dusche, denn die Hitze ist fast unerträglich.

11.07.2023 auf nach Portimão

Von Lissabon habe ich immer noch keine Antwort erhalten und die Wahrscheinlichkeit dort noch einen Platz zu bekommen, wird immer geringer. Ich könnte zwar hier in der Lagune vor Faro bis zum 14.06. warten oder noch ein Stück weiter nach Westen segeln, in der Hoffnung vielleicht doch noch eine Nachricht aus Lissabon zu bekommen. Also entscheide ich mich weiter bis Portimão zu segeln. Wegen der großen Hitze baue ich mir einen Sonnenschutz aus einem IKEA-Sonnensegel und schon wird es trotz der erbarmungslos knallenden Sonne viel angenehmer.

Die Küste der Algarve zeigt sich erfreulich unverbaut, im Gegensatz zur Spanischen, die mit hässlichen Hotelburgen aus den 70ern zu gepflastert ist. Diesen Massentourismus an Spaniens Küsten möchte ich mir nicht antuen. An der Südküste Spaniens, wie in Cartagena erlebt, hält sich der Touristenstrom dagegen in erträglichen Grenzen.

Am späten Nachmittag komme ich die Marina de Portimão an. Es folgt das übliche einklarieren und einen Liegeplatz zugewiesen bekommen.

Da es der erste Hafen in Portugal ist, muss natürlich wieder mal die Gastflagge gewechselt werden. Es ist nun schon die Vierte. Hier werde ich zwei Tage bleiben und wenn in dieser Zeit keine Mail aus Lissabon kommt, segle ich zurück nach Faro. Nun ist es aber mal wieder Zeit für einen Landgang und natürlich für frischen Fisch.

13.07.2023 es geht zurück nach Faro

Aus Lissabon kam leider keine Nachricht, also geht es zurück nach Faro, denn dort ist der Landstellplatz sicher. Das ist mir wichtig, weil ich vorhabe, die zig Schichten altes Antifouling ab zu schleifen. So geht es 8 Uhr relaxt wieder raus auf dem Atlantik. Da hier auch schon viele Orcas gesichtet wurden, halte ich auch immer Ausschau nach großen schwarzen Rückenflossen.

Am Abend erreiche ich wieder die Lagune vor Faro bzw. Olhão. Gegen 20:30 Uhr fällt der Anker und zur Kontrolle peile ich an Landmarken meine Lage, denn die Strömungen von Ebbe und Flut sind nicht zu unterschätzen. Da sollte der Anker schon gut halten und er hält. Nun kann ich mal wieder einen sehr schönen Sonnenuntergang in einer herrlichen Umgebung genießen.

14.07.2023, auf zur Marina und wieder ein Ende einer Reise

Ist das das Empfangskomitee?

Mit etwas mulmigen Gefühl im Bauch geht es Mittag in den Canal de Faro bis zu zur Boje 23, wo ich von einem Lotsen der Marina abgeholt werden soll, denn die Fahrwasser sind recht eng und sehr flach. Es ist also größte Aufmerksamkeit geboten. Ein Durchkommen ist hier nur bei Hochwasser (Flut) möglich.

Vor mir der Lotse, der mich sicher durch das Fahrwasser führt.

Nach über einem Jahr im Wasser geht nun meine SY SERINA an Land.

Da hat sich doch einiges an Bewuchs festgesetzt aber mit dem Hochdruckreiniger fliegt der ganze Schmodder und teilweise sogar alter Antifoulinganstrich davon.

Da steht sie erstmal bis zu einem nächsten kleinen Ausflug im August für eine Woche nach Olhão. Im Herbst und Winter möchte ich dann das gesamte Unterwasserschiff abschleifen und mit neuen Antifouling streichen. Dann sollen auch die kleinen Blessuren der vergangenen Reisen beseitigt und vielleicht noch das Eine oder Andere erneuert werden.

Olhão vom 12.08. – 18.08.2023

Zuerst wird die Flagge mit dem neuen Logo gehißt, denn das Alte hatte mir nicht so gefallen.

Für einen kurzen Ausflug mit einer ehemaligen Freundin, die mal rein schnuppern wollte, wie eine kleine Reise mit einem Segelboot ist, geht meine SY SERINA am 12.08.23 nochmal ins Wasser. Nur im Nachbarort Olhão gibt es einen Yachthafen mit genug Tiefgang, der auch für Segelboot geeignet ist. Also geht es diesmal ohne Lotse wieder durch das schwierige Fahrwasser bis nach Olhão.
Wie sich dann leider herausstellte, war es nicht ihr Ding. Es ist halt nicht jedermanns Sache, das Segeln und das bescheidene Wohnen auf einem Boot, wenn sich so jemand lieber im all incl. Hotel oder noch schlimmer auf einem die Umwelt verpestenden Kreuzfahtschiff wohl fühlt. Mein Ding wäre das nicht!

Eine Ortserkundung darf natürlich nicht fehlen.

Es findet sich auch immer etwas Kunst.

Die Flut lässt mich trotz Motor auf der Stelle stehen. Es hat den Eindruck, ich mache eine Wettfahrt mit der Boje. Erst als ich den Motor auf 2200 Umdrehungen hoch drehe, komme ich gegen die Strömung der Flut an und kann die Boje passieren.

So geht es natürlich auch 🥴

Am 18.08.23 geht es wieder zurück nach Faro und das Boot kommt wieder auf seinem Platz an Land.

Hier bleibt meine SERINA erstmal bis zur nächsten Reise 2024 stehen, denn ich habe bis dahin einiges am Boot vor.

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Ein Kommentar

  1. Solo und selbstbestimmt auf dem Atlantik, Sonne und Meer genießen – traumhaft schöne Bilder.
    Viel Glück und allzeit gute Fahrt bei neuen Abenteuern.

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